Zu unserer großen Freude war die erste Open Practice eine sehr gut besuchte Veranstaltung. Tänzer, Workshop-Teilnehmer und viele andere Interessierte machten es sich auf den Kissen in der Kammerbühne gemütlich, um von unserem Projekt, den Gründen für die Kooperation, Arbeitsweisen und aufgekommenen Gedanken zu erfahren.
Wie unser Projekt zustande kam, erzählte kurz zusammengefasst Oliver Müller zu Beginn: Die Initiative ging von der Universität Freiburg aus, die schon in früheren Projekten erfolgreich mit dem Theater Freiburg zusammengearbeitet hatte, um neue Denkanstöße zu erhalten, ebenso wie eine Möglichkeit, mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Der neue Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools hat sich derartige Projekte zu einer zentralen Aufgabe gemacht. Gleichzeitig bedeutet das Projekt eine große Bereicherung und Erweiterung für die Tanzsparte des Theaters.
Monica Gillette und Mia Habib erklärten als nächstes die vier verschiedenen Bereiche oder „Tracks“, aus denen sich BrainDance zusammensetzt: Workshops für Menschen mit Parkinson, Bewegungsforschung, theoretischer Austausch zwischen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen und Open Practices (siehe Über uns).
Für die Tänzerinnen bedeutet dies sowohl das Anleiten von Tanzstunden für Menschen mit Parkinson, als auch ein körperliches Forschen am Thema Bewegung und Bewegungsstörung. Was die Tanzstunden betrifft, schätzen sie sich glücklich, durch Recherchen zu bestehenden Tanzgruppen und gründlicher Vorarbeit bereits auf einem guten Niveau einsteigen zu können (siehe Geschichte / ergänzende Informationen).
Als es um die Bewegungsforschung geht, erklären die beiden ihre selbstgestellten tänzerischen Aufgaben und ihren Zugang zu diesen (siehe Bewegungsforschung 1).
Damit das Ganze nicht nur eine Theorie bleibt, schieben nun Mia und Monica die Stühle beiseite und stellen wie sonst im Tanzstudio einen Wecker – diesmal nicht auf vierzig, sondern nur auf acht Minuten – um einen Einblick in ihre Aufgabe der „Langsamkeit“ zu geben. Die zwei Tänzerinnen stehen also auf der kleinen Bühne, doch sie konzentrieren sich nicht auf das Publikum, nicht wie auf der Bühne üblich auf das Darstellen, sondern auf das Erfüllen einer Aufgabe. Es sind acht Minuten, in denen die beiden sich scheinbar kaum vom Fleck bewegen. Später hört man aus dem Zuschauerraum, anfangs schiene es, als würden Monica und Mia sich überhaupt nicht bewegen. Aber dann hätte man doch bemerkt, dass eigentlich die ganze Zeit über sehr viel passiere, sodass die acht Minuten wie eine einzige erschienen und man noch ewig hätte zugucken können. Es sei erstaunlich, wie gut die beiden die Essenz der Bewegungen von Menschen mit Parkinson nachempfinden können. Besonders gefreut hat uns natürlich die Rückmeldung von unseren Workshop-Tänzerinnen, die sich von der tänzerischen Demonstration sehr berührt zeigten.
Abschließend ging es um den Austausch mit dem Publikum, sodass der Abend mit gegenseitigem Fragen und individuellen Antworten endete. Es herrschte eine sehr positive Atmosphäre und bei der Diskussion ging es offen, engagiert und sensibel zu.
Wir danken allen Anwesenden für den schönen Abend, und freuen uns auf die nächste Open Practice am Dienstag dem 11. März, bei der die wissenschaftlichen und philosophischen Aspekte tiefer beleuchtet werden sollen. Zu Gast sein wird unter anderen Dr. Christoph Maurer, Neurologe am Universitätsklinikum, der sowohl Menschen mit Parkinson behandelt als auch Forschungen zum Einfluss der Erkrankung auf die Bewegungssteuerung durchführt.
Weitere Artikel zu unserer ersten Open Practice finden Sie hier:
– „Tanzen ist irgendwie hemmungslos“ (fudder Freiburg)
– „Open Practice: BrainDance gibt einen ersten Einblick“ (Theater Freiburg Blog)
Jannika